Die Hamburger Graphic Novel Tage im Literaturhaus Hamburg stehen bevor. Es folgt ein kurzer Überblick, wer & an welchem Abend die Neunte Kunst in der Hansestadt bereichern wird.
Wie beim letzten Mal bringt die Veranstaltung internationale Comiczeichnende mit deutschsprachigen Artists zusammen.
Hier die Team-UPs:
Werkstatt-Gespräche aus der Zukunft
Die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) gilt seit Langem als wichtigste Comicausbildungsstätte im Land. Dem tragen die Graphic Novel Tage schon seit drei Jahren Rechnung: mit einem Werkstattgespräch von derzeit dort Studierenden, konzipiert von Sascha Hommer, Dozent an der HAW und zentraler Akteur nicht nur der Hamburger Comicszene.
Whitney Bursch, Madita Schwenke und Lena Winkel stehen kurz vor der Publikation ihrer Comicdebüts und sprechen über Wege zu den Bildern und zu den Büchern.
Lena Winkel beschäftigt sich an der Schnittstelle von Theorie und zeichnerischer Praxis besonders mit visuellen Repräsentationen des Nicht-Menschlichen. In ihrem Buchprojekt »Tiere richtig zeichnen« beleuchtet sie das Potenzial der Illustration, eine tiersensible Medienkompetenz zu kultivieren.
Madita Schwenke überarbeitet ihre Kurzgeschichte »Drifting« neu zu einer Graphic Novel. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann in seinen Zwanzigern, der versucht, den Unannehmlichkeiten des Alltags zu entkommen, indem er ständig davonfliegt – doch die Probleme verschärfen sich zunehmend.
Whitney Bursch bezeichnet ihr aktuell online veröffentlichtes Werk »Nasty Nasty« als Shojo–Manga. Es erzählt die Geschichte einer extrovertierten Zehntklässlerin, die nach dem Sitzenbleiben unverhofft in eine Romanze verwickelt wird.
Moderation: Sascha Hommer und Andreas Platthaus
Was Menschsein ausmacht
Sie gehören zu den international bekanntesten Autorinnen und Au-toren autobiografischer Comics, ihre Werke gehen weit über das Private hinaus. Craig Thompson, geboren 1975 im amerikanischen Bundessstaat Michigan, machte 2003 mit »Blankets« Furore, in dem er vom Aufwachsen in einer streng religiösen Familie erzählt. Mehr als zwanzig Jahre später kehrt er nun mit dem Band »Ginsengwurzeln« (Reprodukt; Übersetzung: Matthias Wieland) zu dieser Geschichte zurück, dokumentiert jedoch zugleich im Stil eines Sachcomics den weltweiten Ginsenganbau als ökonomisches und medizinisches Phänomen.
Die österreichische Zeichnerin Ulli Lust, geboren 1967, hat seit ihrem gefeierten Band »Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens« (avant) immer neue Formen des Comicerzählens gewählt. Nun erscheint der erste Band ihres Sachcomics »Die Frau als Mensch« (Reprodukt), eine anthropologische Studie in Bildern mit wissenschaftlichem Anspruch und persönlichem Engagement.
Moderation: Andreas Platthaus
Unverwechselbarer Stil
Das Plakat für den Gastlandauftritt Italiens auf der letztjährigen Frankfurter Buchmesse wurde von Lorenzo Mattotti gezeichnet. Damit artikulierte sich einmal mehr die herausragende Stellung des 1954 in Brescia geborenen, aber seit Jahrzehnten in Paris lebenden Autors nicht nur für die italienischen Comics, sondern auch für die Gegenwartskunst. Mit »Feuer«, »Stigmata«, »Der Klang des Rauhreifs« oder »Spartaco« hat er unvergessliche eigene Geschichten geschaffen, mit »Doktor Jekyll und Mister Hyde« oder »Pinocchio« meisterhafte Literaturadaptionen.
Er tritt zusammen mit Mawil (Markus Witzel, geboren 1976 in Ost-Berlin) auf, einem der erfolgreichsten deutschen Comicautoren, dessen 2014 erschienene Jugenderinnerung »Kinderland« (Reprodukt) ebenso um die Welt gegangen ist wie sein fünf Jahre danach publiziertes Album »Lucky Luke sattelt um« (Egmont). Beide Künstler verbindet eine schon auf den ersten Blick identifizierbare Handschrift – in Bild und Wort.
Moderation: Andreas Platthaus
Biografisches Erzählen in der Zeitgeschichte
Wenn es einen Gegenwartsautor zu nennen gilt, der mit seinen Arbeiten im letzten Vierteljahrhundert die Kunst der Comics grundlegend verändert hat, dann ist es Chris Ware. »Jimmy Corrigan« (Reprodukt; Übersetzung: Heinrich Anders und Tina Hohl), »Building Stories« und »Rusty Brown« sind Meilensteine der grafischen Literatur. Der 1967 geborene Amerikaner war schon 2020 bei den Hamburger Graphic Novel Tagen angekündigt, doch sein Auftritt fiel der Pandemie zum Opfer. Fünf Jahre später kommt er endlich.
Auf der Bühne trifft er Hannah Brinkmann, die gerade mit dem erstmals verliehenen Dortmunder Comic-Preis ausgezeichnet wurde. Anlass dafür ist die Meisterschaft der 1990 in Hamburg geborenen Autorin beim Umgang mit biografischen Stoffen vor dem Hintergrund der bundesrepublikanischen Geschichte. Dies ist in »Gegen mein Gewissen« und dem frisch erschienenen »Zeit heilt keine Wunden« (avant) dokumentiert.
Moderation: Andreas Platthaus
Vvk ab 15.02.2025 hier.