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05.07.2024

Joann Sfar. Die Synagoge und Der Götzendiener

Joann Sfar ist einer der bekanntesten und vielseitigsten Comic-Künstler und Schriftsteller Frankreichs. Jüngst erhielt er den Max & Moritz Preis des Comic Salons in Erlangen, für sein Lebenswerk und der Spiegel berichtete über seine Einschätzung der aktuellen politischen Situation in Frankreich.

Geboren am 28. August 1971 in Nizza, stammt er aus einer Familie jüdischer Einwanderer aus Algerien. Sein Vater, André Sfar (1933 - 2014), war ein bekannter Anwalt und politischer Aktivist. Seine Mutter, die Sängerin Lilou Sfar, verstarb bevor sie ihr sechsundzwanzigstes Lebensjahr erreichte. Sfars multikultureller Hintergrund und sein jüdisches Erbe haben einen tiefgreifenden Einfluss auf sein Werk und seine politische Einstellung.

Als Comic-Zeichner und Autor begann seine Karriere in den frühen 1990er Jahren. Er hat eine beeindruckende Bandbreite an Werken geschaffen, darunter:

"Die Katze des Rabbiners": Eine Serie, die die Abenteuer einer sprechenden Katze in einer jüdischen Gemeinde in Algerien erzählt.

"Klezmer": Über jüdische Musiker in Osteuropa.

"Professor Bell": Eine Mischung aus historischen und fantastischen Elementen mit Jule Verne Romantik. (Leider vergiffen. Wird Zeit für eine Neuauflage!)

"Vampir" : Eine Kinderbuchreihe über einen kleinen Vampir.

"Donjon": Zusammen mit Lewis Trondheim und vielen anderen belebt er den riesigen Kosmos des Donjons. Seine mit Abstand witzigsten Geschichten.

Sfars Arbeiten zeichnen sich durch ihre tiefgründigen Themen, ihren philosophischen Unterton und ihren einzigartigen, skizzenhaften Zeichenstil aus. Seine Geschichten sind oft humorvoll, aber auch nachdenklich und reflektieren seine persönlichen und kulturellen Erfahrungen. Dies Jahr sind zwei Bände von ihm erschiene, welche die bislang persönlichsten sind in seinem großen Repertoire.

Die Synagoge 

Die Synagoge ist ein autobiografischer Comic, in dem Sfar seine Beziehung zu seinem Vater und seine jüdische Identität erforscht. Der Band konzentriert sich auf die Rolle der Religion und der Gemeinschaft in seinem Leben. Es erzählt von Sfars Kindheit und Jugend in einer jüdischen Familie in Nizza und beleuchtet die Bedeutung der Synagoge als Ort des Glaubens, der Gemeinschaft und des kulturellen Erbes, sowie die politischen, teils ruppigen Kämpfe seines Vaters und dessen Rolle als Anwalt und Aktivist, der für die Rechte von Einwanderern und gegen die Frankreich allgegenwärtigen brutalen Diskriminierungen kämpfte.

Götzendiener

Der Götzendiener ist die Fortsetzung und geht tiefer auf die politischen und sozialen Themen ein, die Sfars Eltern und deren Einfluss auf ihn betreffen. Seine Mutter starb, als er ein Kleinkind war und er setzt sich mit seinem Werdegang in Beziehung zu ihrer Abwesenheit auseinander.

Das Werk untersucht die Spannungen zwischen Religion und Staat, Glauben und Politik sowie persönliche Freiheit und gesellschaftliche Normen.


Im Grunde genommen sind beide Bände allein stehend schon großartig in ihrer Tiefschichtigkeit, zusammen ein absolutes Meisterwerk.