
Unter dem Titel „Die Neunte Kunst“, hinter dem sich die Kunst des Comics verbirgt, gibt es erstmalig eine große Kooperationsausstellung im Stadtmuseum Oldenburg, im Horst-Janssen-Museum und im Edith-Russ-Haus für Medienkunst zu sehen. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven widmen sich die drei Häuser dem Thema Graphic Novels, also Grafischen Erzählungen, die mit ihrer Verbindung von Text- und Bildelementen zur sogenannten Neunten Kunst zählen. Jede Ausstellung zeigt einen in sich abgeschlossenen Schwerpunkt, zusammen bilden sie jedoch drei Kapitel derselben Erzählung.
Kapitel I:
Die Geschichte des Comics
3. Februar bis 2. April im Stadtmuseum
Kapitel II:
Aktuelle deutsche Graphic Novels
3. Februar bis 6. Mai im Horst-Janssen-Museum
Kapitel III:
Unwanted Stories
1. Februar bis 2. April im Edith-Russ-Haus für Medienkunst
![]() |
© picture alliance/Mary Evans Picture Library |
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts ist der Comic zu einer eigenen Kunstform geworden. Comics sprechen nicht nur Kinder und Jugendliche an, sondern sind mittlerweile weltweit ein in allen Generationen verbreitetes Medium der Pop-Kultur, das sich in jüngster Zeit durch den Erfolg der Graphic Novel künstlerisch noch bemerkenswert weiterentwickelt hat. Das Stadtmuseum Oldenburg nimmt daher im Rahmen der Kooperations-ausstellung „Die Neunte Kunst“ die Kultur- und Wirkungsgeschichte des Comics vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart in den Blick.
Kapitel II: Aktuelle deutsche Graphic Novels
13 zeitgenössische, national wie international ausgezeichnete Comiczeichnerinnen und -zeichner aus Deutschland zeigen ihre neuesten Arbeiten. Den Auftakt dazu bilden die Zeichnungen des deutschen Graphic Novel-Pioniers Hans Hillmann. In der Schau geht es nicht in erster Linie um die Comic-Prints und die Bücher selbst. Vielmehr sollen die Originalzeichnungen und die Vorgeschichte der Bücher im Fokus stehen. Die Besucher können studieren, wie individuell die Künstlerinnen und Künstler an ihre Projekte herangehen, wie verschiedenartig ihre Gestaltungsmittel, ihre Handschriften, Erzählweisen und technischen Verfahren sind.
Kapitel III: Die Neunte Kunst – Unwanted Stories
Eine internationale Gruppenausstellung zeitgenössischer Kunst, die von gezeichneten Romanen, den Graphic Novels, ausgeht. Sie konzentriert sich auf die düsteren Vertreter dieses Genres − Werke mit Geschichten, die sonst nicht in Bildern erzählt werden können, weil es von ihnen keine photographischen Bilder gibt. Die Ausstellung umfasst nicht nur Graphic Novels selbst, sondern untersucht darüber hinaus, wie dieses faszinierende Genre eine Vielfalt von künstlerischen Formen inspirierte: von großformatigen Wandzeichnungen über grafische Reportagen und filmische Animationen bis hin zu den mäandernden Erzählstrukturen im Computerspiel. Verhandelt werden klassische Themen der Graphic Novel wie psychologische Erzählungen oder Science-Fiction ebenso wie politische, aber weitgehend bilderlose Themen, so etwa zeitgenössische Formen der Sklaverei oder digitale Rekonstruktionen von Auschwitz. Journalistische Recherchen und forensische Rekonstruktionen treffen in den Werken auf innere Welten und persönliche Obsessionen. Dabei wird immer auch das Medium selbst und seine reiche Geschichte reflektiert. Die Werke bedienen sich der suggestiven Kraft der populären graphischen Erzählung und dekonstruieren sie im gleichen Atemzug, indem sie sich der glänzenden Hightech-Ästhetik aktueller Computeranimationen durch den Einsatz bewusst einfacher Techniken verweigern. So entstehen eigentümliche, nie gesehene Welten, die im Kopf des Betrachters noch lange weiterleben.
Mit Wojciech Bąkowski (Polen), Ganzeer (Ägypten/USA), Victoria Lomasko (Russland), David OReilly (Irland/USA), Amir Yatziv (Israel)
Möchten Sie alle drei Ausstellungen an einem Tag sehen und so richtig tief ins Thema einsteigen?
Das Kombiticket ist in allen drei Häusern und in der Oldenburger Touristinformation erhältlich und bis zum Ende der Ausstellungen gültig. Das Kombiticket für eine Person kostet 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, und für Familien (zwei Erwachsene plus Kinder) 15 Euro.
Weiterhin finden immer sonntags öffentliche Führungen statt:
um 11 Uhr im Stadtmuseum,
um 14 Uhr im Horst-Janssen-Museum und
um 16 Uhr im Edith-Russ-Haus
So erleben Sie alle drei Kapitel der Neunten Kunst an einem Tag!
Außerdem nur am 17. Februar: „Die Neunte Kunst“ zum Anfassen: Comic-Aktionstag
Besucher vor einem Donald Duck-Film im Stadtmuseum. Foto: Markus Hibbeler
Passend zur gemeinsamen Ausstellung „Die Neunte Kunst“ laden das Stadtmuseum, das Horst-Janssen-Museum und das Edith-Russ-Haus zum Aktionstag „Comic³“ ein, der mit Angeboten und Programm in allen drei Häusern aufwartet. Am Samstag, 17. Februar, bieten die Museen ab 14 Uhr Führungen für Kinder und Erwachsene, Workshops sowie Videospiele an. Das Besondere: An diesem Tag erhalten alle Besucherinnen und Besucher im Comic-Kostüm freien Eintritt.
Mehr zum Aktionstag:
Im Stadtmuseum findet von 14 bis 18 Uhr eine Comicbörse statt. Hier bieten Comicfans ihre Exemplare zum Verkauf. Zur selben Zeit können die Besucherinnen und Besucher Kunstvermittlerin Melanie Robinet an der Mitmachstation „Wie zeichne ich eine Comic-Figur?“ besuchen. An der Zeichenstation ist auch die Manga-Künstlerin Yingshu Shi dabei, die das Zeichnen von japanischen Mangas erklärt und ebenfalls in der Ausstellung im Stadtmuseum vertreten ist.
Im Horst-Janssen-Museum stellen drei Studierende der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ihre Graphic Novels vor. Kristina Smirnova, Jelena Duwe und Hendrik Meyer sprechen über ihre Inspiration, Arbeitsweise und Überlegungen zu ihren Bildergeschichten. Der Treffpunkt ist um 14.15 Uhr zwischen Ebene 2 und 3 im Horst-Janssen-Museum. Von 15 bis 16 Uhr bieten die drei auch einen Graphic-Novel-Workshop ab 10 Jahren an. Der Treffpunkt ist an der Museumskasse, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Bei der „Selfie-Station“, die von 14 bis 18 Uhr aufgestellt ist, können sich die Besucherinnen und Besucher fotografieren und die Fotos direkt ausdrucken oder herunterladen.
Das Edith-Russ-Haus kooperiert an diesem Tag mit dem Oldenburger Computermuseum und bietet ab 17 Uhr die Führung „Vom Panel zum Pixel: Ausstellungsrundgang zum Anfassen“ an. Dabei stellen die Expertinnen und Experten des Computermuseums Beziehungen zwischen den Werken aus „Unwanted Stories“ und Computerspielen her und machen sie erfahrbar − von der 8-Bit-Grafik bis zum Egoshooter. Die Führung ist kostenlos. Danach, ab 19 Uhr, heißt es „Daddeln bei Edith“: Es stehen eine Bandbreite an Videospiel-Klassikern zur Verfügung, die in gemütlicher Runde bei Getränken und Musik gezockt werden können. Los geht es um 19 Uhr im Edith-Russ-Haus. Ab 19 Uhr ist der Eintritt frei.